Thursday, October 26, 2017

Groeten uit Eupen: artikel GrenzEcho 26-10-2017

Paukenschlag an der Eupener Hufengasse: Nach der Ausbootung von Dr. Didier Frippiat als Chefarzt im Frühjahr nimmt nun Krankenhausdirektor Danny Havenith seinen Hut. Das Vertrauensverhältnis zwischen dem 47-Jährigen und einem Großteil der Ärzteschaft galt als gestört. Eine gemeinsame Zukunft war unter diesen Voraussetzungen nur noch schwer vorstellbar.

22 Stimmen gegen eine: Es soll ein deutliches Votum gewesen sein, mit dem sich die Eupener Mediziner am Montag gegen eine weitere Zusammenarbeit mit dem amtierenden

Krankenhausdirektor aussprachen. Dabei hatte eine solche Abstimmung zunächst gar nicht auf der Tagesordnung der Generalversammlung der Ärzteschaft gestanden. Wie das GrenzEcho aber aus gut unterrichteter Quelle erfuhr, schien vielen Anwesenden die Situation mittlerweile derart festgefahren, dass man es am Ende auf die Vertrauensfrage ankommen ließ.

„Er ist nicht von uns gekündigt worden, sondern er hat aus freien Stücken so gehandelt“, betont Verwaltungsratspräsident Karl-Heinz Klinkenberg.

Damit sprachen die Ärzte des St.Nikolaus-Hospitals dem Direktor des Hauses mit überwältigender Mehrheit ihr Misstrauen aus. Das Fass zum Überlaufen sollen dabei die Entwicklungen in den letzten Tagen gebracht haben. Die Meldung des GrenzEcho, wonach der bei Kollegen und Patienten gleichermaßen geschätzte Gynäkologe Dr. Ilhan Saka dem Eupener Krankenhaus nach einem kurzen Intermezzo wieder den Rücken kehrt, hatte auch beim Personal an der Hufengasse hohe Wellen geschlagen. Im Zuge dessen soll sich die langjährige Dienstleiterin des Entbindungsheims solidarisch mit Saka gezeigt haben, was der Krankenhausleitung wohl übel aufstieß. Die drastische Konsequenz: Der Dienstleiterin wurde in der vergangenen Woche gekündigt. Eine für die Ärzteschaft im Nachgang nicht nachvollziehbare Entscheidung.

Angesichts dieser deutlichen Frontenverhärtung dürfte sich eine künftige Zusammenarbeit als äußerst schwierig gestalten. Zu dieser Einschätzung dürfte wohl auch Danny Havenith in den letzten Tagen gekommen sein. So reichte er in dieser Woche sein Rücktrittsgesuch bei Verwaltungsratspräsident Karl-Heinz Klinkenberg (PFF) ein. Zunächst per E-Mail, am Mittwoch dann auch per Einschreiben.

„Wir haben zur Kenntnis genommen, dass Herr Havenith gekündigt hat“, reagierte der Verwaltungsratspräsident recht zurückhaltend, als das GrenzEcho ihn am Mittwoch mit dem baldigen Ausscheiden des langjährigen Direktors konfrontierte. Überrascht sei er schon gewesen, „zumal der Zeitpunkt mit der De-Block-Reform und der CHC-Partnerschaft für uns eher ungünstig ist“. Zum Hintergrund der Kündigung wollte er sich nichts entlocken lassen. Nur so viel: „Das ist die Sache von Danny Havenith. Für uns ist es jetzt wichtig, dass wir das jetzt gut und einvernehmlich zu Ende bringen.“

An und für sich sei solch ein Vorgang ja auch nicht ungewöhnlich, findet Karl-Heinz Klinkenberg: „In jedem Unternehmen gibt es Leute, die kündigen.“ Gleichwohl betonte er, dass die Entscheidung ganz alleine vom Direktor getroffen wurde: „Er ist nicht von uns gekündigt worden, sondern er hat aus freien Stücken so gehandelt“. Von heute auf morgen gibt der gebürtige Raerener die Krankenhausleitung jedoch nicht aus der Hand. Es gibt gesetzliche Kündigungsfristen, an die sich auch in diesem Fall gehalten werden soll. „Und so lange wird Danny Havenith auch weiter als Direktor arbeiten und die entsprechenden Funktionen ausüben“, unterstreicht Eupens Bürgermeister. Parallel dazu werde sich der Verwaltungsrat nun mit der Frage beschäftigen, wie künftig das entstehende Vakuum auf dem Direktorenposten ausgefüllt werden soll. „Diese Stelle werden wir aber natürlich ausschreiben“, versichert der PFF-Politiker.

2008 war Danny Havenith im GrenzEcho als Generalsekretär ausgeschieden und wechselte vom Marktplatz an die Hufengasse. Im Eupener Hospital nahm er zunächst die Funktion des beigeordneten Direktors ein, ehe er nach dem Ausscheiden von Willy Heuschen 2011 zum Direktor des St.Nikolaus-Hospitals aufstieg. Im laufenden Jahr war der gebürtige Raerener ins Visier der Öffentlichkeit geraten, weil er sich hinter den Kulissen heftige Auseinandersetzungen mit dem damaligen Chefarzt des Eupener Krankenhauses, Dr. Didier Frippiat, geliefert hatte.

Demnach wollte Frippiat auf Unregelmäßigkeiten in der Krankenhausführung gestoßen sein und soll den Direktor damit unter Druck gesetzt haben. Dieser wiederum soll dem Chefarzt sexuelle Nötigung vorgeworfen haben. Aus diesem Machtkampf war Havenith als Sieger hervorgegangen, Frippiat wurde in der Folge ausgebootet und vom Verwaltungsrat von seinen Aufgaben entbunden. Eine tragische Dimension gewann das Ganze, als im Juni der überraschende Tod Frippiats bekannt wurde.

Machtkampf mit ehemaligem Chefarzt Dr.Didier Frippiat hatte Havenith in diesem Frühjahr zu seinen Gunsten entschieden.

Unabhängig davon wurden die Ermittlungen der Justiz fortgeführt. Diese waren im Frühjahr durch eine Anzeige von Didier Frippiat ins Rollen gekommen. Anfang Juni hatte es in diesem Zusammenhang auch eine Hausdurchsuchung im Eupener Krankenhaus gegeben, bei der Unterlagen konfisziert worden waren. „Und die Ermittlungen der föderalen Kriminalpolizei unter Federführung des Untersuchungsrichters dauern an“, wie die Leiterin der Eupener Staatsanwaltschaft, Andrea Tilgenkamp, gestern bestätigte.

Detail am Rande: Die Kündigung der Dienstleiterin wurde inzwischen aufgehoben. „Der Konflikt konnte erfolgreich gelöst werden. Sie hat wieder ihre Arbeit aufnehmen können“, verriet Gewerkschafterin Vera Hilt dem GrenzEcho.